Bewegungskindergarten
Kinder haben naturgemäß viel Freude an Bewegung und sollten daher im Kindergarten stets die Möglichkeit haben, sich auszutoben. Im Bewegungskindergarten ist dies jedenfalls garantiert, schließlich setzt dieser voll und ganz auf Bewegung.
Bei diesem besonderen Konzept steht die Aktivität der zu betreuenden Kinder ganz klar im Fokus, wodurch einerseits die motorische Entwicklung gefördert und andererseits gesellschaftlichen Problemen entgegengewirkt werden soll. Rückenschmerzen als Volksleiden und auch eine zunehmende Adipositas in der Bevölkerung zeigen, wie wichtig eine frühzeitige Bewegungserziehung ist. Genau diese will der Bewegungskindergarten bieten.
Philosophie und Grundlagen der Bewegungspädagogik
Die Konzepte von Jean Piaget und Maria Montessori dienten gewissermaßen als Vorbilder für den modernen Bewegungskindergarten. Bewegung, Spontanität und selbstbestimmtes Handeln sind zentrale Säulen dieser Philosophie und werden als essentielle Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung betrachtet. Bewegung sowie die ganzheitliche Entwicklung der Kinder stehen in den Bewegungskindergärten im Mittelpunkt und sollen durch entsprechende Angebote gefördert werden.
Das selbstbestimmte Lernen durch Bewegung hat hier oberste Priorität und beschreibt die Philosophie der modernen Bewegungspädagogik. Entsprechende Kindergärten benötigen adäquate Räumlichkeiten sowie entsprechend geschulte Fachkräfte. Den Kindern werden viele Freiräume gegeben, so dass sie sich ausleben können. Gleichzeitig bestimmen Bewegungsspiele den Kindergartenalltag und animieren die Kinder immer wieder dazu, sich zu bewegen. Kindgerechte Angebote sollen dem Bewegungsbedürfnis der Kinder Rechnung tragen und ihnen die Chance geben, ihren Körper und sich selbst kennenzulernen.
Die Vorteile von Bewegungskindergärten
Immer mehr Menschen leiden unter Bewegungsmangel und verbringen ihre Tage überwiegend sitzend. Rückenprobleme und Adipositas sind die Folgen und haben sich längst zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem entwickelt. Um dem vorzubeugen, bedarf es bestenfalls schon in jungen Jahren einer adäquaten Bewegungserziehung. Genau hier setzt das pädagogische Konzept von Bewegungskindergärten an.
Die Geschichte der Bewegungspädagogik
Die Wichtigkeit von Bewegung für Kinder und Jugendliche ist keine Entdeckung der vergangenen Jahre, sondern wurde unter anderem bereits im Jahre 1938 in einer Arbeit zur psychomotorischen Therapie thematisiert. Damals standen verhaltensauffällige Kinder im Fokus. Im Laufe der 1950er-Jahre entwickelte dann Ernst Kiphard die Psychomotorik in Deutschland und setzte dabei auf motorische Übungen zur Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen.
In den 1980er-Jahren geriet das Ganze dann zunehmend in die Kritik, da sich das Konzept zu sehr auf die jeweiligen Defizite des Kindes fokussierte. Dies bedeutete aber keineswegs das Ende der Psychomotorik, sondern legte vielmehr den Grundstein für die moderne Bewegungspädagogik, die heute von zahlreichen Kindergärten praktiziert wird. Mittlerweile existiert für Kindertagesstätten die Möglichkeit, sich als anerkannter Bewegungskindergarten zertifizieren zu lassen. Das Zertifikat belegt die Qualität und das durchdachte Konzept.