Waldkindergarten

Nachdem der Waldkindergarten zunächst Eltern in Skandinavien begeisterte, entstand auch hierzulande eine große Anhängerschaft dieses Konzeptes, so dass heute zahlreiche Waldkindergärten in Deutschland existieren. In diesem Zusammenhang ist zuweilen auch von Naturkindergärten die Rede. Im Fokus steht dabei stets, die Kinder an die Natur heranzuführen und ihnen ein möglichst naturnahes Aufwachsen zu ermöglichen. Tagtägliche Begegnungen mit der Natur stehen hier auf dem Plan und unterscheiden den Waldkindergarten von anderen Kindergärten.

Philosophie und Grundlagen der Waldpädagogik

Waldkindergärten kommen vielfach als Kindergärten ohne Dach und Wände daher, denn die Aktivitäten finden fast ausschließlich im Freien statt. So sind die Kinder gemeinsam mit ihren Erzieher/innen draußen unterwegs und erkunden Wald und Flur. Mitunter sind auch Wiesen oder Strände das Terrain, in dem sich die Kinder bewegen. Dies hängt in erster Linie von den örtlichen Gegebenheiten ab.

Trotz aller Naturverbundenheit steht solchen Waldkindergärten auch ein Unterschlupf zur Verfügung, in den sie sich zurückziehen können, wenn ein sicherer Aufenthalt im Freien aufgrund der akuten Wetterverhältnisse nicht möglich ist. Ansonsten sind die Kinder bei Wind und Wetter draußen. In Deutschland ist ein beheizbarer Unterschlupf als Schutz zwingende Voraussetzung für jeden Waldkindergarten. An dem Umstand, dass der Kindergartenalltag unter freiem Himmel stattfindet, ändert dies jedoch nichts.

Die Vorteile von Waldkindergärten

Zunächst mag es auf Eltern mitunter befremdlich wirken, dass die Unterkunft des Kindergartens nur in Ausnahmefällen aufgesucht wird und der Waldkindergarten somit größtenteils draußen stattfindet. Die Vorteile dieses Konzeptes liegen jedoch auf der Hand und sind längst auch wissenschaftlich belegt. So kommt der Besuch eines Waldkindergartens der motorischen Entwicklung zugute. Zudem werden Koordination, Sprachentwicklung und Kreativität in besonderem Maße gefördert. Darüber hinaus ist nicht zu verachten, dass die Kinder ein besonderes Verständnis für die Natur und Umwelt entwickeln.

Die Geschichte der Waldpädagogik

Viele Menschen haben heutzutage den Eindruck, Waldkindergärten seien eine recht neue Erfindung. Dazu führt unter anderem der Umstand, dass in Deutschland immer mehr Waldkindergärten entstehen. Wer sich aber ein wenig einliest, stellt rasch fest, dass das Konzept des Waldkindergartens in den 1950er-Jahren entstand und von Ella Flatau in Dänemark entwickelt wurde.

Die Dänin betreute zunächst lediglich hin und wieder die Kinder der Nachbarn und machte mit diesen häufige Ausflüge in den Wald. Daraus entwickelte sich eine besondere Form der Kinderbetreuung, die rasch viele Eltern überzeugte. So entstand eine entsprechende Elterninitiative, die den ersten Waldkindergarten gründete. Anschließend wurden immer mehr Waldkindergärten in Skandinavien eröffnet, bevor das Konzept schließlich unter anderem auch Deutschland erreichte. Hierzulande eröffnete der erste Natur- und Waldkindergarten im Jahr 1968. Ursula Sube war hier federführend und die Organisatorin des ersten Waldkindergartens in Deutschland.

Diesem Beispiel folgten in den nachfolgenden Jahren immer mehr Kindergärten, wodurch sich der Waldkindergarten als eigenständiges Konzept mehr und mehr durchsetzen konnte. Einen regelrechten Boom erlebten die Waldkindergärten dann in den 1990er-Jahren. 1993 eröffnete dann der erste anerkannte Waldkindergarten Deutschlands in Flensburg. Aktuellen Statistiken zufolge soll die Zahl der Waldkindergärten seitdem in Deutschland auf mehr als 1.500 angewachsen sein.