Erzieher – Ein Beruf auch für Männer

Im Kindergarten trifft man vornehmlich Frauen an, die als Erzieherinnen tätig sind und dementsprechend die pädagogische Betreuung der Kinder übernehmen. In vielen Einrichtungen ist nicht ein Mann tätig, so dass man auch in Zeiten der Gleichberechtigung noch von einem klassischen Frauenberuf sprechen kann.

Während die klischeebasierten Geschlechterrollen in vielen Bereichen längst der Vergangenheit angehören, haben diese im Erziehungswesen offensichtlich noch Bestand. Dass in den Kindergärten sowie in der Tagespflege kaum Männer tätig sind, ist jedoch nicht gewollt und ein Resultat der veralteten Geschlechterklischees. Es braucht Zeit, an diesen zu rütteln und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Der Prozess ist aber bereits in vollem Gange, denn es gibt verschiedene Bestrebungen, mehr Männer für den Beruf des Erziehers zu begeistern.

So sollen männliche Erzieher gefördert werden

In technischen, handwerklichen und auch naturwissenschaftlichen Berufsfeldern sind Frauen relativ selten vertreten und werden daher vielfach gezielt gefördert. Im sogenannten Care-Bereich ist dies allerdings nicht erforderlich, denn hier arbeiten Frauen vielfach unter sich. Dies liegt zu einem wesentlichen Teil an den traditionellen Geschlechterklischees, die der Frau eine kümmernde und pflegende Rolle zusprechen.

Auch heute ist dies noch der Fall, weshalb sich vornehmlich Frauen für den Erzieherberuf entscheiden. Dass der Verdienst im sozialen Bereich nicht allzu üppig ausfällt, ist ein weiterer Punkt, der die Attraktivität des Erzieherberufs schmälert.

Als Mann kann man somit einige Argumente finden, die gegen den Erzieherberuf sprechen. Allein schon die Tatsache, dass eine solche Berufswahl häufig belächelt oder ungläubig aufgenommen wird, hält viele Männer davon ab, Erzieher zu werden. Die gesetzlich verankerte Aufteilung des Elterngeldes ist allerdings ein gutes Beispiel dafür, dass die Rolle des Mannes in der Kindererziehung mehr und mehr anerkannt und gefördert wird. Dass Väter ebenfalls in Elternzeit gehen, wird demnach zunehmend gesellschaftlich akzeptiert.

Im professionellen Erziehungswesen wird sich diese Entwicklung ebenfalls bemerkbar machen, braucht aber noch Zeit. Die aktive Ansprache männlicher Interessenten, die zunehmende Akzeptanz von männlichen Erziehern und das stärkere Bewusstsein für Vielfalt in jeglicher Form schaffen die Basis dafür, dass mehr und mehr Männer in den Kindergärten arbeiten. Nur so lassen sich altbackene Geschlechterrollen nachhaltig abbauen, denn durch weibliche und männliche Erzieher/innen wird den Kindern eine Gleichberechtigung der Geschlechter bestmöglich vorgelebt.

Weshalb sind Männer im Erziehungswesen so selten vertreten?

Im privaten Bereich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter wichtige Parts der Kindererziehung übernehmen. Im Idealfall agieren Mann und Frau gemeinsam als Team und sind als Eltern gleichermaßen für ihren Nachwuchs da.

Im professionellen Erziehungswesen hat sich diese Haltung dahingegen noch relativ wenig durchgesetzt, so dass Männer als Erzieher nach wie vor Exoten sind. Dies liegt keineswegs an ihrer mangelnden Eignung für den Beruf, sondern an der Tatsache, dass soziale Tätigkeiten unter Berücksichtigung der klassischen Rollenbilder eher den Frauen zugesprochen werden. Erzieherin ist demnach ein klassischer Frauenberuf, wie auch viele andere Tätigkeiten im sogenannten Care-Bereich.

Männern fehlt es im Erziehungswesen vielfach an Vorbildern, während zugleich die gesellschaftliche Akzeptanz nicht immer vollkommen gegeben ist. Die Berufswahl wird bei männlichen Erziehern vielfach hinterfragt oder sogar belächelt, weshalb es auch Mut braucht, um als Mann Erzieher zu werden.

Warum sind männliche Erzieher so wichtig?

Männer müssen im Erzieherberuf einige Hürden nehmen und Hindernisse überwinden. Nichtsdestotrotz darf man nicht den Fehler machen, ihnen die Befähigung abzusprechen. Männliche Erzieher sind zwar gewissermaßen Mangelware, werden aber dringend benötigt. Männliche Bezugspersonen sind nicht nur zuhause, sondern auch in der Kita von großer Bedeutung.

Zudem kann ein Mann als Erzieher unter seinen weiblichen Kolleginnen andere Sichtweisen vertreten und ihre Arbeit optimal ergänzen. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Kinder bei alleinerziehenden Müttern aufwachsen, kann ein Erzieher im Kindergarten die Lücke einer männlichen Bezugsperson zumindest ein stückweit schließen.

Männer vertreten oftmals andere Perspektiven in der Erziehung und sind daher nicht nur als Väter, sondern auch als Erzieher gefragt. Außerdem besteht im Erziehungswesen ohnehin ein akuter Fachkräftemangel, weshalb nicht nur Frauen, sondern auch Männer dringend gebraucht werden, um die Lücken zu schließen und für ausreichend Personal in der Kita zu sorgen.