Situationsansatz

In Anbetracht der Vielzahl an Kindergarten-Konzepten verlieren Eltern zuweilen den Überblick und empfinden es als besondere Herausforderung, den richtigen Kindergartenplatz für den eigenen Nachwuchs zu finden. Insbesondere der Umstand, dass Betreuungsplätze trotz Rechtsanspruch knapp sind, kostet Mütter und Väter oftmals viel Kraft und Nerven.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass man sich mit dem Betreuungskonzept identifizieren kann. Auf der Suche nach einem geeigneten Kindergartenplatz stoßen Eltern unter anderem auch auf den Situationsansatz und fragen sich vielfach, wodurch sich dieser von anderen pädagogischen Konzepten unterscheidet.

Die Philosophie des Situationsansatzes im Kindergarten

Wer sich näher mit dem Situationsansatz befasst, um zu ergründen, welches Konzept hinter entsprechenden Kindergärten steckt, sollte zunächst wissen, dass es dabei um Verständnis, Verantwortung und Selbstbestimmung geht. Es wird versucht, die Lebenswelten der zu betreuenden Kinder zu verstehen. Dabei wird auf die unterschiedlichen kulturellen, sozialen und familiären Lebenssituationen Rücksicht genommen.

Die Bedürfnisse und Interessen der Kinder werden dabei ganz klar fokussiert und in den Mittelpunkt gerückt. Alltägliche Situationen werden immer wieder aufgegriffen und im Zuge von kindgerechten Projekten thematisiert. Die Kinder lernen dabei, sich aktiv einzubringen, ihre Wünsche und Erfahrungen zu kommunizieren und sich in andere hineinzuversetzen. Das daraus resultierende soziale Lernen sorgt für Rücksichtnahme und Toleranz. Insgesamt soll dieser sozialpädagogische Ansatz einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der sozialen Kompetenzen leisten. Die Kinder wachsen so mithilfe der Erzieher/innen zu respektvollen und verantwortungsbewussten Mitgliedern der Gesellschaft heran. Zugleich entwickeln sie auch ein gesundes Selbstbewusstsein sowie Eigenständigkeit.

Der Situationsansatz ist heutzutage im pädagogischen Bereich weit verbreitet und kommt in den meisten Kindergärten zum Einsatz. Die konkrete Umsetzung variiert allerdings je nach Einrichtung, weshalb es sinnvoll ist, auf der Suche nach einem geeigneten Kindergartenplatz die einzelnen Kindertagesstätten genauer unter die Lupe zu nehmen. Eltern, die sich vorab bereits mit verschiedenen Konzepten befasst und unter anderem auch in den Situationsansatz eingelesen haben, können im persönlichen Gespräch die richtigen Fragen stellen und schlussendlich die richtige Kindergarten-Wahl treffen.

Die Geschichte des Situationsansatzes als pädagogisches Konzept

Der sozialpädagogisch ausgerichtete Situationsansatz ist in den 1970er-Jahren entstanden und hat sich seitdem weiterentwickelt. Heute gehört der Situationsansatz zu den gängigen Kindergarten-Konzepten und kommt folglich in zahlreichen Kindertageseinrichtungen in Deutschland zum Einsatz. Insbesondere in den 1990er-Jahren erlebte der Situationsansatz noch einmal einen regelrechten Boom und konnte sich so neben vielen weiteren Kindergarten-Modellen etablieren.

Obgleich die Geschichte des Situationsansatzes bereits einige Jahrzehnte zurückliegt, erweist sich dieser heute wichtiger denn je. Soziale, familiäre und kulturelle Unterschiede stellen die Gesellschaft immer wieder vor große Herausforderungen und weisen stets ein gewisses Konfliktpotenzial auf. Kindergärten, die dem Situationsansatz folgen, wirken dem entgegen und bringen Kindern schon früh die gesellschaftliche Diversität näher.

Welche Grundsätze liegen dem Situationsansatz zugrunde?

Wer sich intensiver mit dem Situationsansatz befassen und diesem auf den Grund gehen möchte, sollte vor allem um die Grundsätze dieses pädagogischen Konzeptes wissen. Diese lassen sich folgendermaßen zusammenfassen und vermitteln so einen ersten Eindruck von den wesentlichen Merkmalen dieser frühpädagogischen Richtung:

  • Die soziale und kulturelle Lebenssituation des Kindes ist der Ausgangspunkt für die pädagogische Arbeit.
  • Die Lebenswelten der Kinder ergeben die Schlüsselsituationen, die als Grundlage des lebensnahen Lernens im Kindergarten dienen.
  • Durch intensive Beobachtungen ergründen die Erzieher/innen die Fähigkeiten und Interessen der Kinder. Darauf aufbauend schaffen sie lebensnahe Lernsituationen.
  • Stereotype Rollenbilder haben keinem Platz im Situationsansatz, der zugleich die geschlechtsspezifische Identitätsentwicklung fördert.
  • Fantasie und Kreativität werden spielerisch gefördert und tragen so zur kindlichen Entwicklung bei.
  • Kinder unterschiedlichen Alters werden zusammengebracht und können so voneinander lernen.
  • Die Selbständigkeitsentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil des Situationseinsatzes, der die Kinder aktiv in die Gestaltung des Kindergartenalltags involviert.
  • Werte und Normen geben den Rahmen des Kindergartenalltags vor, wobei die zu befolgenden Regeln gemeinsam mit den Kindern erarbeitet und vereinbart werden.
  • Die Anforderungen und Chancen der bunten Gesellschaft gelten auch im Kindergarten als Maßstab für die pädagogische Arbeit.
  • Kinder mit Behinderung und/oder besonderem Förderbedarf bilden gemeinsam mit Kindern ohne Beeinträchtigungen eine Gemeinschaft.
  • Die Gestaltung der Räumlichkeiten soll die Kreativität fördern.
  • Dem Situationsansatz zufolge fungieren die Erzieher/innen nicht nur als Lehrende, sondern sich zugleich auch Lernende.
  • Die Erzieher/innen und Eltern arbeiten eng zusammen und agieren als Partner, wenn es um die Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder geht.
  • Der Kindergarten nach dem Situationsansatz schafft direkte Verbindungen zum sozial-räumlichen Umfeld.
  • Konsequente Dokumentationen und Situationsanalysen sind die Grundlagen des Kindergartenalltags.

Was sind die Vorteile des Situationsansatzes im Kindergarten?

Ob und inwiefern der Situationsansatz anderen pädagogischen Konzepten vorzuziehen ist, liegt mehr oder weniger im Auge des Betrachters. Dass sich viele Menschen für den Situationsansatz aussprechen, liegt aber ohne Zweifel an dessen Vorteilen.

So kann dieser pädagogische Ansatz dadurch punkten, dass er die Kinder aktiv in den Kindergartenalltag einbindet und dazu ermuntert, sich aktiv einzubringen. Außerdem ist festzuhalten, dass Autonomie, Kompetenz und Solidarität gleichermaßen gefördert werden.

Wie wird der Situationsansatz praktisch umgesetzt?

In der Theorie klingen viele pädagogische Konzepte interessant und vielversprechend, doch in der Praxis scheitern sie oftmals. Auf den Situationsansatz trifft dies jedoch nicht zu, denn dieser hat sich vielfach bewährt und ist das Leitbild vieler Kindergärten. Dies beginnt schon bei der Gestaltung der Räumlichkeiten, die gemeinsam mit den Kindern erarbeitet wird.

Trotz der didaktischen Schwerpunkte gibt es keine festen Pläne, da vielmehr auf die gegebenen Situationen reagiert wird. So bietet es sich beispielsweise im Frühling an, einen besonderen Blick auf die aufblühende Natur zu werfen. Die Kinder lernen im Zuge dessen viel und spielen zudem Situationen durch, um fürs Leben zu lernen.

Situationsorientierter Ansatz und Situationsansatz im Vergleich

Wer sich näher mit der pädagogischen Arbeit einer Kita befassen möchte, sollte dem jeweiligen Konzept auf den Grund gehen. Situationsorientierter Ansatz und Situationsansatz klingen zwar sehr ähnlich, beschreiben aber unterschiedliche Konzepte.

Der situationsorientierte Ansatz fokussiert die Erlebnisse der Kinder und deren Verarbeitung. Im Gegensatz dazu legt der Situationsansatz stets einen didaktischen Schwerpunkt zugrunde.

Alternativen zum Situationsansatz

Abgesehen davon, dass zwischen dem situationsorientierten Ansatz und dem Situationsansatz eine gewisse Verwechslungsgefahr besteht, ist weiterhin zu beachten, dass es noch eine ganze Reihe weiterer pädagogischer Konzepte gibt.

Im Folgenden findet sich eine kleine Auswahl, die veranschaulichen soll, dass die pädagogische Arbeit der Erzieher/innen je nach Einrichtung sehr unterschiedlich aussehen kann:

  • Offene Arbeit
  • Reggio-Pädagogik
  • Montessoripädagogik
  • Freispiel